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Raphael Gerstner 0 Kommentare

Robert Redford, der mit seinem unverwechselbaren Charme eine ganze Generation von Kinofans begeisterte, ist im Alter von 89 Jahren friedlich in seinem Schlaf verstorben. Der Oscar-prämierte Schauspieler, Regisseur und Produzent starb am Dienstag, dem 16. September 2025, in seinem Haus in Sundance, Utah, wie seine Publicistin Cindi Berger bestätigte. Kein Kampf, keine Krankheit – nur Ruhe. Der Mann, der mit Robert Redford einen Namen schuf, der gleichbedeutend mit Authentizität und Integrität im amerikanischen Kino wurde, ging ohne Aufhebens, wie er es sich gewünscht hatte. Sein Vermögen wurde zuletzt auf rund 200 Millionen Dollar geschätzt – doch sein wahrer Reichtum lag in den Filmen, die er prägte, und in der Bewegung, die er gründete.

Ein Star der New-Wave-Ära – und mehr

Geboren als Charles Robert Redford Jr. wurde er zum Gesicht einer Ära, in der Hollywood von glatten Helden zu komplexen, menschlichen Figuren wandelte. In Die Verurteilung (1973) spielte er den verletzlichen Liebhaber neben Barbra Streisand – ein Film, der nicht nur die Herzen, sondern auch die Kassen sprengte. Mit Der Preis des Erfolgs (1973) und Der große Gatsby (1974) wurde er zum Inbegriff des amerikanischen Gentleman, der trotz seines Aussehens nie oberflächlich wirkte. Doch Redford war mehr als ein Schauspieler. Er war ein Visionär. Als Regisseur von Ordinary People (1980) gewann er den Oscar – und bewies, dass er hinter der Kamera ebenso tiefgründig arbeiten konnte wie davor.

Der Gründer von Sundance – Ein Kultur-Imperium aus den Bergen

Was viele vergessen: Redford war kein bloßer Schauspieler, der sich in der Natur versteckte. Er baute eine ganze Welt auf. Sundance Film Festival, das er 1978 mit einem Hauch von Rebellion und viel Herz ins Leben rief, wurde zur wichtigsten Bühne für unabhängigen Film weltweit. Aus einer kleinen Veranstaltung in Utah wurde ein globaler Motor für neue Stimmen – Regisseure wie Quentin Tarantino, Steven Soderbergh oder Ava DuVernay fanden dort ihre erste große Bühne. Sundance war nicht nur sein Zuhause, sondern sein Lebenswerk. Hier, in den Bergen, lebte er, dachte er, kämpfte er – und hier wurde er auch beigesetzt, nach einer privaten Trauerfeier, wie es seine Familie wünschte.

Ein Land trauert – und die Stars sprechen

Die Reaktionen kamen wie ein Tsunami. "Einer der Löwen ist gegangen", schrieb Meryl Streep, die ihn in Aus Afrika als Liebhaberin erlebte. Jane Fonda, seine langjährige Freundin und Kollegin, erinnerte an seinen Mut: "Er stand für ein Amerika, das wir weiterkämpfen müssen." Barbra Streisand, die ihn in Die Verurteilung neben sich hatte, nannte ihn "einen der besten Schauspieler aller Zeiten". Dustin Hoffman, sein Partner in Alle Präsidenten Männer, sprach von einer Erfahrung, die sein Leben veränderte. Und Bob Woodward, der echte Journalist, den Redford in diesem Film verkörperte, nannte ihn einen "prinzipientreuen Kraftakt für das Gute".

Präsident Barack Obama, Hillary Clinton und Al Gore – politische Größen, die Redford nie als Schauspieler, sondern als moralische Instanz sahen, drückten ihre Trauer aus. Martin Scorsese, Leonardo DiCaprio, Morgan Freeman, Scarlett Johansson – die Liste ist endlos. Nicht nur weil er gut spielte, sondern weil er glaubte. An Film als Waffe gegen Gleichgültigkeit. An Kunst als Widerstand.

Ein Leben mit Schmerz – und tiefer Liebe

Ein Leben mit Schmerz – und tiefer Liebe

Redfords Privatleben war geprägt von Liebe – und von Verlust. Er heiratete 1958 die Historikerin Lola Van Wagenen, mit der er vier Kinder hatte. Doch der Schmerz folgte schnell: Ihr erstes Kind, Scott Anthony, starb 1959 im Alter von nur 2,5 Monaten an SIDS. Jahrzehnte später, im Oktober 2020, verlor er seinen Sohn David James an einem Bile-Duct-Krebs. Diese Verluste prägten ihn. Sie machten ihn nicht bitter – sondern menschlicher. Er sprach nie öffentlich darüber, aber Freunde berichten, dass er oft in den Bergen wanderte, als suche er Trost in der Stille.

Was bleibt? Nicht nur Filme – sondern eine Haltung

Redford war kein Typ, der sich in der Öffentlichkeit verlor. Er lebte zurückgezogen, engagierte sich für Umweltfragen, setzte sich für Filmförderung ein und lehnte jede Form von Selbstvermarktung ab. Sein letzter Film als Schauspieler war 2018 – Der alte Mann und das Meer, eine kleine, stille Geschichte über Abschied. Ein letzter Gruß. Er wollte nicht als Legende verehrt werden. Er wollte, dass seine Arbeit weiterlebt. Und das tut sie. In jedem unabhängigen Film, der in Sundance uraufgeführt wird. In jeder jungen Regisseurin, die sich traut, anders zu erzählen. In jeder Szene, in der ein Held nicht perfekt ist – sondern echt.

Häufig gestellte Fragen

Warum ist Robert Redford so wichtig für den unabhängigen Film?

Redford gründete das Sundance Film Festival 1978, um Filmemachern eine Plattform zu geben, die von den großen Studios ignoriert wurden. Heute ist es die weltweit wichtigste Bühne für Independent-Kino – und hat Regisseure wie Quentin Tarantino oder Chloe Zhao launchen helfen. Ohne Redford wäre die Vielfalt des modernen Films um ein Vielfaches ärmer.

Welche Filme prägten seine Karriere am meisten?

Neben Die Verurteilung und Der große Gatsby war Alle Präsidenten Männer (1976) sein künstlerischer Höhepunkt – als er den Journalisten Bob Woodward verkörperte. Als Regisseur gewann er den Oscar mit Ordinary People (1980). Auch Der Preis des Erfolgs (1973) bleibt ein Klassiker, der die Sehnsucht nach Authentizität in der 70er-Jahre-Kultur einfing.

Warum wurde er in Sundance beigesetzt?

Sundance war nicht nur sein Zuhause, sondern das Herzstück seines Lebenswerks. Er kaufte das Land 1969, baute es zu einem künstlerischen Rückzugsort aus und gründete dort das Festival. Seine Beisetzung dort war eine letzte Hommage an die Stille, die er liebte – und an die Kultur, die er erschuf. Die Familie hielt sich an seinen Wunsch: kein öffentlicher Abschied, nur Familie.

Hat Redford jemals politisch aktiv gewesen?

Ja – aber diskret. Er unterstützte Umweltorganisationen wie die Sierra Club, setzte sich gegen Atomkraft ein und war ein stiller Förderer von Bürgerrechtsbewegungen. Sein Engagement war nicht laut, aber konsequent. Politiker wie Obama und Clinton würdigten ihn nicht nur als Künstler, sondern als moralische Stimme – eine Seltenheit in Hollywood.

Was ist mit seinem Vermögen? Wer erbt es?

Sein Vermögen von etwa 200 Millionen Dollar wird nach Berichten auf seine Kinder und die Sundance Institute verteilt. Der größte Teil fließt in die Fortführung des Festivals und der Filmförderung – genau wie er es wollte. Seine Tochter Amy und sein Sohn James (der einzige lebende Sohn) sind die Haupterben, aber die Institution bleibt im Zentrum seiner Nachlassplanung.

Wird es noch neue Filme mit Redford geben?

Nein – sein letzter Film ist abgeschlossen. Doch das Sundance Institute plant eine spezielle Retrospektive mit unveröffentlichten Aufnahmen und Interviews, die er vor seinem Tod aufgenommen hat. Diese werden 2026 in einer Sonderveranstaltung gezeigt – eine letzte, tiefe Verbeugung vor einem Mann, der das Kino veränderte – ohne jemals danach zu streben.

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